Pressemitteilung, Berlin, 27. 08 2013
Erstmals eröffnet morgen eine Bundeskanzlerin die wichtigste europäische Fahrradmesse: die EUROBIKE in Friedrichshafen. Ein Schachzug im Wahlkampf oder echte Erkenntnis, dass das Fahrrad ein immer wichtiger werdender Verkehrsträger ist?
Während die deutsche Autoindustrie trotz staatlicher Milliardenzuschüsse keine nennenswerte Anzahl von Elektroautos auf die Straße bringt boomt die Elektromobilität im Fahrradbereich. Allein 2012 wurden 380.000 Elektroräder in Deutschland verkauft. Untersuchungen zeigen zudem, dass der Anteil der Fahrradfahrten im deutschen Mobilitätsmix stetig ansteigt. Und auch der Fahrradtourismus ist zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig geworden. Dennoch hat die Verkehrspolitik der Bundesregierung die ökologische, ökonomische und arbeitsmarktpolitische Bedeutung dieser Entwicklungen bisher weitestgehend ignoriert.
Wasilis von Rauch, VCD-E-Rad-Experte: „Die Bundesregierung hat mit dem »Nationalen Radverkehrsplan 2020« zwar eine gute Analyse von Hindernissen und Potentialen der Fahrradnutzung in Deutschland vorgelegt. Doch konkrete Maßnahmen und verbindliche Förderziele werden überhaupt nicht benannt.”
Die Bundesregierung kürzte stattdessen die Mittel für den Bau und Erhalt von Radwegen an Bundesstraßen deutlich. In punkto Verkehrssicherheit gab es populistische Ausfälle gegen vermeintliche »Kampfradler« und die Androhung einer Helmpflicht, statt effektiver Maßnahmen für mehr Sicherheit, wir die Ermöglichung von Tempo 30 als innerstädtischer Regelgeschwindigkeit.
Der ökologische Verkehrsclub VCD erwartet von der nächsten Bundesregierung einen deutlichen Kurswechsel. Appelle an Radfahrende, die Regeln im Straßenverkehr einzuhalten, ersetzen keine Radverkehrsförderung. Im Bundeshaushalt müssen Mittel zugunsten von Infrastruktur umgeschichtet werden. Das gilt insbesondere für die Fördermittel im Bereich der Elektromobilität, die bisher fast ausschließlich der Autoindustrie zu Gute kommen.
„Wenn der Besuch der Bundeskanzlerin auf der EUROBIKE dazu beiträgt, dass die nächste Bundesregierung eine aktive Rolle in der Fahrradförderung einnimmt dann hat er sich gelohnt”, betont Wasilis von Rauch. Vorerst bleibt aber der Verdacht, dass es sich vor allem um ein Wahlkampfmanöver handelt.
Der ökologische Verkehrsclub VCD ist auf der EUROBIKE bis Donnerstag, den 29. August 2013 vertreten. E-Radexperte Wasilis von Rauch stellt am 28. August bei der Podiumsdiskussion »Cycle Logitics − Future of city logitics or vision of nerds?« ein neues VCD-Projekt zu modernen E-Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr vor. Damit schließt der VCD an sein erfolgreiches Projekt »Besser E-Radkaufen« an und besetzt ein weiteres innovatives Feld der Fahrradpolitik.
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